Die Long-COVID Leitline S1
Eine umfassende Metastudie zu Long Covid existiert seit Sommer 2021. Hilft sie?
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Leitlinie S1: Long COVID: Differenzialdiagnostik und Behandlungsstrategien
Die OEGAM und Frau Dr.in Susanne Rabady, et.al. haben eine Long-COVID Leitlinie für Ärzte als Metastudie zum aktuellen Kenntnisstand LongCovid veröffentlicht.
Danke an Herrn Gerry Foitik vom Roten Kreuz für den Hinweis darauf, diese ist uns interessierten bisher nicht bekannt gemacht geworden. Dafür wurden Steuermillionen für lächerliche Baby-Elefanten und Ego-Werbung von Ex-Kanzlern verplempert, aber das ist ein anderer Artikel u.v.a Strafrechtserfahren.
Diese Long COVID Studie wurde erstmals im Juli von Mückstein angkündigt. und es ist anzuerkennen, dass im Bereich LongCovid etwas passiert ist in den zwei Jahren Pandemie. Aber war es genug?
Noch ist unklar, wie hilfreich diese Studie für die Betroffenen ist.
Die Langform wurde am 1.12.2021 aber die Kurzform dazu zuletzt am 14.10.2021 veröffentlicht. Wie geht denn das? Der Kurzform fehlen ja dann ggf. 6 Wochen, oder ist das der Kenntnisstand vom 14.10.?
Es geht um
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Langform: https://link.springer.com/article/10.1007/s00508-021-01974-0#Abs1
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Kurzform: https://oegam.at/system/files/attachments/kurz_long_covid_s1_master_211104.pdf
Ein paar Laienhafte Erkenntnisse, aus der Langform
Abgrenzung auf alles von Long COVID, aber nicht ICU
Diese Leitlinie befasst sich mit Long COVID nach milden bis moderaten Verläufen (inkl. hospitalisierten Patient:innen), jedoch nicht mit Folgeschäden und Erkrankungen nach intensivmedizinischer Behandlung.
Eine Vereinheitlichung der Terminologie bzw. eine Klassifizierung ist bisher noch nicht erreicht.
Definition „Long COVID“
„Long COVID“ wird als Synonym verwendet für
- Akuterkrankung COVID‑19: Befunde und Symptome von COVID‑19 bis zu 4 Wochen
- Anhaltende Symptome von COVID‑19: 4–12 Wochen
- Post-COVID Syndrom: Befunde und Symptome, die während oder nach einer Infektion mit SARS-Cov‑2 entstehen und zu den bei COVID‑19 beobachteten Symptomen passen, mehr als 12 Wochen bestehen und bei denen keine andere erkennbare Ursache vorliegt
Alternativ wird vorgeschlagen:
- Akutes Post-COVID: 3–12 Wochen nach COVID‑19: Symptome über die ersten 3 Wochen nach Erkrankungsbeginn hinaus
- Chronisches Post-COVID: > 12 Wochen nach Beginn der Akuterkrankung
OK, fein. Viele Begrifflichkeiten für das gleiche Problem - Post-Virale Folgeerkrankungen.
Wenn hier von Befunden nach COVID gesprochen wird, ist die Frage wie eine noch unerkannte/undiagnostizierbare ME/CFS einzuordnen ist.
**Genau das scheint das Problem für ME/CFS Patienten. **
Wenn mein “ME/CFS” Marker existiert, gibt es doch keinen Befund, oder Frau Doktor?
Quantifizierung des Long COVID Problems ist derzeit kaum möglich
Warum nicht?
Eine wesentliche Problematik ist die terminologische Unschärfe.
Nein, geh bitte.
Hier zeigt sich schon das Problem der Wissenschaft. Mit Definitionen und Kategorisierungen erschlagen. Die parallele Verwendung der ICD Katalog-Versionen ist ein gutes Beispiel.
In den allermeisten Fällen ist vor allem bei den funktionellen Störungen mit Spontanheilungen nach einigen Wochen bis Monate zu rechnen.
Das würde aber bedeuten, dann chronische Long COVID Erkrankungen wieder auszunehmen sind, oder?
Zur Arbeitsunfähigkeit ließ sich bisher nur eine Studie finden, welche bei hospitalisierten Personen mit COVID‑19 nach 48 Tagen eine Quote von 15 % Arbeitsunfähigkeit fand [
Das ist aber ziemlich krass, wenn man im Sommer 2021 schon von 60-90000 Betroffenen ausging nur in Österreich!
Symptomatik und Pathomechanismen von Long covid
Zu dem sehr spannenden Kapitel von Pathomechanismen trauen wir uns auch, mangels Fachkenntnis und Fachwortkenntnis, keinen Kommentar abzugeben, vielleicht gibt es Ärzte, die das näher kommentieren wollen?
https://link.springer.com/article/10.1007/s00508-021-01974-0#Sec7
Wichtige Schlagworte:
- Aktivität der Stresshormonachse
- Entzündungsmediatoren
- autonome Dysfunktionen
- Inflammaging
- “Zytokinsturm“ bezeichnete schwere, systemische Inflammation in allen Altersgruppen.
- Ähnlichkeiten zum Kawasaki-Syndrom wurde bei Kindern wurden mit schweren Multisystem-Inflammation beschrieben.
- Chronische Entzündung
- Persistenz von Viren bzw. Virusbestandteilen
- COVID-19 Riechstörung
- Pneumologische Leitsymptome wie Dyspnoe
- Residuale Pneumonie
- Pulmonalembolie
- Lungenfibrosen
- Atemmuskelschwäche
- Schlafassoziierte Störungen
Neurologische Leitsymptome von Long COVID
Zu dem sehr spannenden Kapitel von Neurologische Leitsymptome trauen wir uns auch, mangels Fachkenntnis und Fachwortkenntnis, keinen Kommentar abzugeben, vielleicht gibt es Ärzte, die das kommentieren wollen.
https://link.springer.com/article/10.1007/s00508-021-01974-0#Sec7
Wichtige Schlagworte:
- Postinfektiöse Müdigkeit
- Störungen der Hirnleistung („brain fog“)
- Konzentrationsstörung
- Gedächtnisstörung
- Schlafstörungen
- Extremitätenschmerz (myalgisch, neuropathisch)
- Sensibilitätsstörungen (u. a. Missempfindungen, Taubheit)
- Stimm- und Schluckprobleme
- Hörstörungen
Ob die häufig und konsistent berichtete Fatigue mit dem schlecht definierten und wissenschaftlich umstrittenen „Myalgic encephalomyelitis Syndrom“ (ME/CFS) ätiologisch verglichen werden kann ist fraglich.
Hier haben wir wohl schon das Problem der Leitlinie - ME/CFS wird sogar hier als Folgeerkrankung in Frage gestellt.
Psychiatrische Leitsymptome im Zusammenhang mit Long COVID
Zu dem sehr spannenden Kapitel von Psychiatrische Leitsymptome trauen wir uns auch, mangels Fachkenntnis und Fachwortkenntnis, keinen Kommentar abzugeben, vielleicht gibt es Ärzte, die das kommentieren wollen.
- Angst/Depression
- Posttraumatische Belastungsstörungen
- Postinfektiöse Müdigkeit
- Kognitive Störungen
- Schlafstörungen
- Zwangsstörungen
- somatoforme Störungen
- substanzbezogene Störungen
Weiteres Fachwissen
Die Studie wird immer detaillierter und fachlicher und geht weit über unseren medizisch fachlichen Horizont hinaus.
Wir verzichten darauf, dies weiter zu kommentieren, sondern bitten Leser und viellecht auch Ärzte darunter, uns Laien Feedback an @DerAwakoid oder in den Kommentaren zu geben.
Die “Andere” S1 Richtlinie
Die deutsche “Atemwegsliga” hat ebenfalls eine “S1 Leitlinie für LongCovid” veröffentlich, ebenfalls im Sommer 2021. und das ist ein selstsamer Zufall, der wir so nicht ganz verstehen.
Conclusio
Man muss anerkennen, wie viel Arbeit hier schon drin steckt und sieht nur beim Lesen, wie viele verworrene und (teilweise, scheinbare, mögliche) Zusammenhänge bestehen oder vermutet werden.#
Was etwas wehtut, ist dass diese Studie laut Springer bisher nur 75 mal getweetet wurde, was schon eher hobbymässig anmutet, und hoffentlich keinen Rückschluss auf ähnliche schwache Verbreitung in Fachkreisen zulässt.
Warum wird diese Leitlinie nicht stärker beworben?
Ist die Pflichtlektüre bei Krankenkasse, AMS und allgemeinen Ärzten? Oder nur eine “freiwillige Empfehlung”?
DOI: https://doi.org/10.1007/s00508-021-01974-0
Feedback
"... die Angaben für die Häufigkeit von #LongCOVID in der derzeit verfügbaren Literatur schwanken zwischen 2,3 % [10] und 89 % [12]."
— claudia janecek - food & medicine #Yemen 🇾🇪 (@clauci2nd) January 3, 2022
ich finde, das beschreibt ziemlich gut, wieviel gesichert klar ist ;-)